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Schweizerische Nationalbank gibt neue Einblicke in ihre Geldpolitik

Schweizerische Nationalbank gibt neue Einblicke in ihre Geldpolitik

Schweizerische Nationalbank gibt neue Einblicke in ihre Geldpolitik

Finanzen

23.10.2025 | nzz.ch

Schweizerische Nationalbank gibt neue Einblicke in ihre Geldpolitik

Erstmals gibt die SNB Einblick in ihre Diskussion, die zum jüngsten Zinsentscheid geführt hat. Von Bedeutung ist vor allem, wie sie die Stärke des Frankens einschätzt.

Die Marktbeobachter haben daher mit Spannung das am Donnerstag publizierte Dokument der SNB erwartet. Erstmals nämlich hat die Nationalbank eine Zusammenfassung der Diskussion zur geldpolitischen Lagebeurteilung veröffentlicht, welche das Direktorium am 23. und 24. September durchführte. Künftig will die SNB zu jeder ihrer vierteljährlichen Beratungen eine solche vertiefte Analyse publizieren, jeweils vier Wochen nach der entsprechenden Sitzung. Zur Erinnerung: Beim letzten geldpolitischen Entscheid hatte das Direktorium den Leitzins unverändert bei 0,00 Prozent belassen.

Um es vorwegzunehmen: Der zusätzliche Erkenntnisgewinn dieses erstmals veröffentlichten Papiers hält sich in engen Grenzen. Nach Auffassung von Thomas Stucki, dem Chief Investment Officer der St. Galler Kantonalbank, bietet die SNB darin lediglich eine etwas längere Fassung ihres Statements vom 24. September. «Ich hätte mir einen grösseren Informationsgehalt gewünscht und erachte den Mehrwert als sehr bescheiden», sagt Stucki, der früher das Asset Management der SNB leitete.

SNB verzichtet auf Forward Guidance

Nach seiner Einschätzung hätte die SNB in diesem Papier aufzeigen können, welche Entwicklungen man spezifisch im Auge behalte und an der Sitzung besonders eingehend diskutiert habe. Stattdessen wiederhole die SNB-Führung weitgehend die bekannten Argumente, warum sie keine Anpassung des Leitzinses vorgenommen habe.

So heisst es in dem Dokument etwa: «Das Direktorium folgerte aus der präsentierten Faktenlage, dass die Geldpolitik gegenwärtig expansiv wirkt.» Bei einem Leitzins von null Prozent bedeutet dies keine überraschende Erkenntnis. Vage bleibt auch das folgende Statement: «Geopolitische Schocks könnten zu Geldflüssen in Währungsräume führen, die bei den Anlegern als sichere Häfen gelten.» Immerhin, etwas konkreter wird die SNB dann mit ihrem Hinweis, man bestätige die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.

Zwar verzichtet die SNB bewusst auf eine Forward Guidance, wie dies die meisten anderen Notenbanken betreiben. Dabei geben diese Hinweise auf mögliche künftige geldpolitische Entscheidungen, um die Erwartungen der Märkte in eine gewünschte Richtung zu lenken. Dagegen kommuniziert die Schweizerische Nationalbank zurückhaltender, um ihren Handlungsspielraum nicht unnötig einzuschränken – was sich bisher durchaus bewährt hat.

Kein Hinweis zur Bewertung des Frankens

Gerade in Bezug auf den Wechselkurs des Frankens allerdings hatte die SNB-Führung früher schon transparenter informiert. So scheute sich Thomas Jordan, der Vorgänger des jetzigen SNB-Präsidenten Martin Schlegel, nicht, den Franken bei Bedarf als «hoch bewertet» oder «nicht mehr hoch bewertet» einzustufen. Solche Hinweise könnten auch künftig nützliche Informationen an die Märkte liefern, sagt Thomas Stucki.

Es wäre falsch, die Kommunikationspolitik der SNB mit derjenigen der US-Notenbank Fed zu vergleichen, welche einen viel offeneren Einblick in ihre Entscheidungsfindung gebe, ergänzt Stucki: «Dass das Direktorium der SNB, welches nur aus drei Personen besteht, das Stimmverhalten der Mitglieder nicht offenlegt, ergibt durchaus Sinn.» Denn das SNB-Direktorium funktioniere als Kollegialbehörde, die einen Konsens anstrebe – derweil die Führung des Fed aus zwölf stimmberechtigten Mitgliedern bestehe.

Während die US-Notenbank ihr Sitzungsdokument als Protokoll bezeichnet, wird dieses bei der SNB lediglich als Zusammenfassung definiert. Stucki begrüsst den neuen Schritt zur Transparenz, auch wenn die Premiere noch wenig aussagekräftig blieb. Zu berücksichtigen sei überdies, dass der letzte Zinsentscheid, der keine Änderung gebracht habe, weitgehend erwartet worden sei und daher kaum zu Erklärungsbedarf geführt habe.

Diese Einschätzung bestätigt auch das SNB-Observatorium in einer ersten Stellungnahme. Bei der jüngsten Sitzung habe wenig Spielraum für Meinungsverschiedenheiten bestanden: Eine grössere Herausforderung werde sich stellen, wenn die Bedingungen weniger günstig seien und Risiken deutlicher gegeneinander abgewogen werden müssten, schreibt das Gremium. Somit ist es gut möglich, dass künftige SNB-Zusammenfassungen mehr Fleisch am Knochen haben werden.

Albert Steck, «Neue Zürcher Zeitung»

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