Wer sich scheidet, muss oftmals den Gürtel enger schnallen: Jeder fünfte Einelternhaushalt ist sogar auf Sozialhilfe angewiesen. (Illustration Anja Lemcke / NZZ)
Finanzen
17.12.2025 | nzz.ch
Die Scheidung als Armutsfalle: Diese Punkte müssen Paare beachten
Eine neue Studie beleuchtet die finanziellen Ängste nach einer Trennung: Die Frauen sorgen sich wegen ihrer Vorsorgelücke, die Männer leiden unter der Unterhaltszahlung.
Die Tage vor Weihnachten führen vermehrt zur Trennung in einer Paarbeziehung. Fachleute erklären dies mit dem Stress in der Adventszeit. Ein bereits schwelender Konflikt kann daher leicht eskalieren. Laut einer Forschungsarbeit aus den USA ist der 11. Dezember jenes Datum, an welchem eine Beziehung am häufigsten scheitert. Dies gilt besonders für kinderlose Paare, die Weihnachten nicht mehr zusammen feiern wollen. Der Januar wiederum ist der Monat, in welchem die meisten Scheidungen über die Bühne gehen.
Wie eine neue Studie des Versicherers Axa zeigt, behandeln die meisten Paare das Szenario einer Scheidung als Tabu. 68 Prozent haben sich noch nie mit den finanziellen Folgen auseinandergesetzt. Und dies, obwohl statistisch vier von zehn Ehen in die Brüche gehen. Interessanterweise trifft dieses Tabu auf das Sterben viel weniger zu: Immerhin zwei von drei Paaren haben sich mit der Vorsorge in einem Todesfall befasst.
Geschiedene leben öfters in Armut
So verständlich es ist, dass Verheiratete eine allfällige Scheidung lieber ausblenden: Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte man sich besser darum kümmern. Denn in der Regel führt eine Trennung zu gravierenden finanziellen Einbussen und ist überdies ein beträchtliches Armutsrisiko – vor allem, wenn das Paar Kinder hat.
Gemäss Bundesangaben gelten 35 Prozent der Einelternhaushalte mit minderjährigen Kindern als armutsgefährdet. In diese Kategorie fallen jene Haushalte, die lediglich 60 Prozent eines mittleren Einkommens verdienen. Bei den verheirateten Paaren mit Kindern dagegen beträgt der Anteil nur 12 Prozent. Jeder fünfte Einelternhaushalt ist zudem auf Sozialhilfe angewiesen. Wobei zwischen den Geschlechtern deutliche Unterschiede bestehen: Eine Analyse des Bundes hat ergeben, dass sich zwei Jahre nach einer Trennung 26 Prozent der Mütter in einer prekären finanziellen Lage befinden. Bei den Vätern jedoch betrifft dies nur 13 Prozent.
Die Versicherung Axa hat nun vertieft untersucht, welche Bereiche die grössten finanziellen Herausforderungen bei einer Scheidung darstellen. Am häufigsten genannt wird die Senkung des gewohnten Lebensstandards – und zwar übereinstimmend von beiden Geschlechtern. Bei den Frauen folgt auf Rang zwei, dass sie mit Lücken in der Altersvorsorge zu kämpfen haben. An dritter Stelle liegen die Kosten für die Miete. Dass Frauen diesen Aspekt stärker hervorheben, dürfte daran liegen, dass die Kinder vielfach primär bei ihnen wohnen.
Umgekehrt leiden Männer deutlich stärker unter der finanziellen Belastung aufgrund der Unterhaltszahlungen. Sie sind auch der wichtigste Grund dafür, dass Männer öfters unzufrieden sind mit der finanziellen Regelung bei ihrer Scheidung. 46 Prozent von ihnen beurteilen die getroffene Vereinbarung als unfair ihnen gegenüber, während bei den Frauen lediglich 38 Prozent zu diesem Urteil kommen.
Zu den weiteren Faktoren, welche die Unzufriedenheit fördern, zählen die Betreuungsarbeit, die Aufteilung des Altersguthabens sowie die Behandlung des angesparten Vermögens. Bemerkenswert ist im Weiteren der Einfluss des Arbeitspensums: Je mehr eine Person arbeitet, desto unfairer beurteilt sie die gesetzlichen Regelungen zur Scheidung und zum Unterhalt – unabhängig vom Geschlecht.
Gefahr einer Vorsorgelücke
Bei der Altersvorsorge wiederum sind die Männer viel entspannter. Laut der Umfrage von Axa befürchten 53 Prozent der Mütter von minderjährigen Kindern, dass sie im Ruhestand unter Vorsorgelücken leiden, weil sie Teilzeit arbeiten. Von den Vätern äussert lediglich jeder Fünfte diese Sorge. Pikant ist in diesem Zusammenhang, dass sich Frauen offenbar stärker überfordert fühlen durch die Vorsorgeplanung. Mehr als die Hälfte bekennt sich dazu, bei den Männern ist es nur jeder Dritte.
Wer also die tückische Weihnachtszeit in der Paarbeziehung heil übersteht, sollte sich trotzdem mit den Auswirkungen einer möglichen Trennung auf die Vorsorgesituation beschäftigen. Dies gilt in besonderem Masse, wenn das Paar im Konkubinat lebt und somit nicht durch die gesetzlichen Absicherungen geschützt ist. Immerhin jedes dritte Paar lebt bei der Geburt des ersten Kindes unverheiratet.
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